MDR reagiert auf offenen Brief und löscht Filmpassage
Betreff: Antwort auf Ihren offenen Brief zum Beitrag „Flixbus-Unfall auf der A9 bei Leipzig 2024“
Sehr geehrter Herr Stiller (Vorsitzender des Vorstandes),
sehr geehrter Herr Meißner (Leiter Rettungsdienst),
mit Interesse haben wir Ihren offenen Brief zum MDR-Beitrag „Flixbus-Unfall auf der A9 bei Leipzig 2024“ unserer Sendung „Lebensretter“ zur Kenntnis genommen. Wie bereits telefonisch avisiert, nehmen wir Ihre darin geäußerte Kritik sehr ernst. Ihr Schreiben war für mich Anlass, die an der Sendung beteiligten Autoren und Redakteure um Aufklärung zu bitten. Zunächst möchte ich betonen, dass in unserer Reihe „Lebensretter“, wie der Name schon sagt, Retter als Helden des Alltags im Fokus stehen und es uns absolut fern liegt, diese in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen. Demzufolge war es keineswegs Ziel der Sendung, die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) oder seiner Rettungskräfte zu diskreditieren.
Vielmehr ging es darum, die Leistungen der Feuerwehrkräfte zu würdigen, die unmittelbar nach dem Unfall am Ort des Geschehens waren und lebensrettende Sofortmaßnahmen eingeleitet haben. Der Film hat sich deshalb explizit auf die Erfahrungen und Eindrücke der Freiwilligen Feuerwehren Saarbrücken-Dudweiler und Wiedemar konzentriert.
Bitte bedenken Sie in der Gesamtschau, dass die Filme der Lebensretter-Reihe immer über Menschen berichten, die in Extremsituationen handeln. Viele Aussagen sind sehr subjektiv geprägt und lassen sich nicht immer in allen Details überprüfen. So war z. B. die Aussage, dass die Notfallsanitäterin die Feuerwehr Wiedemar über die Kollegen aus Saarbrücken aufgeklärt hat, glaubwürdig. Ein Beispiel: Am Einsatzort gab es das Problem für die Kameraden der Feuerwehr Wiedemar, zu erkennen, dass es sich bei den Ersthelfern aus Saarbrücken überhaupt um Feuerwehrleute handelte, da diese ja in Zivil unterwegs waren.
Auf Ihre einzelnen Kritikpunkte möchte ich wie folgt eingehen:
Zur Darstellung der Notfallsanitäterin
Eine Diffamierung oder bewusste Abwertung der betroffenen Notfallsanitäterin war weder beabsichtigt noch Gegenstand des Beitrags. Vor diesem Hintergrund wurde Ihre Kollegin auch nicht namentlich herausgestellt. Sollte dieser Eindruck entstanden sein, so tut uns das sehr leid und wir bitten um Entschuldigung. Die in unserem Beitrag getätigten Aussagen basieren auf subjektiven Einschätzungen der befragten Feuerwehrleute, die vor Ort Erste Hilfe geleistet haben. Diese Äußerungen sind nicht als professionelle oder wissenschaftliche Analysen gedacht, sondern spiegeln persönliche Eindrücke in einer sehr belastenden und hektischen Situation wider.
Nach unseren Informationen hat sich der Feuerwehrmann (…) bereits persönlich und noch vor Veröffentlichung Ihres offenen Briefes bei der betroffenen Rettungssanitäterin entschuldigt. Uns gegenüber bekräftigte Herr (…), dass keine böswillige Absicht hinter den gemachten Aussagen stand, sondern es sich um eine bedauerliche Wortwahl handelte, die in einem direkten Gespräch bereits geklärt wurde. Ebenfalls noch vor Veröffentlichung Ihres offenen Briefes hatte sich die Notfallsanitäterin mit einer Mail an die Redaktion gewandt und die Aussagen des Dudweilers Feuerwehrmannes (…) kritisiert. Daraufhin hat der Autor des Films persönlich mit ihr telefoniert. Im Ergebnis dieses Telefonats wurde die betreffende Passage aus dem Film herausgenommen.
In der Nachbetrachtung stellen wir jedoch selbstkritisch fest, dass weder der Autor noch die beteiligten Redakteure erkannt haben, welche Wirkung eine Aussage, wie die von Herrn (…), entfalten kann, auch wenn sie anders gemeint sein möge. Hier hätte der Autor weitere Recherchen anstellen und die beteiligte Notfallsanitäterin nach ihrer Sicht befragen müssen. Dass dies nicht geschah, bedauern wir und werden dies in der Redaktion auswerten und für unser Qualitätsmanagement in der Zukunft festhalten.
Zum Vorwurf der fehlenden Triage
Nach unseren Informationen wurde nachweislich eine Triage durch die Feuerwehr Dudweiler durchgeführt, und dies in Rücksprache mit dem leitenden Notarzt vor Ort. Die Feuerwehrleute handelten nach bestem Wissen und Gewissen und leiteten bereits erste Maßnahmen ein, bevor der Rettungsdienst vollständig eingetroffen war.
Abwertende Bemerkungen über die Polizei und andere Beteiligte
Auch hier möchten wir darauf hinweisen, dass die Kommentare der Feuerwehrleute ihre persönlichen Erlebnisse während des Einsatzes widerspiegeln und keinesfalls die Arbeit der Polizei oder anderer Rettungskräfte pauschal in Frage stellen sollen.
Fehlende Rückfragen bei Ihnen
Sie kritisieren, dass die Autoren keine Rücksprache mit Ihren Rettungskräften oder Ihrer Organisation gehalten haben. Mit dieser Kritik haben Sie Recht und das bedauern wir sehr.
Abschließend möchten wir klarstellen, dass der MDR stets bestrebt ist, ausgewogene und sachgerechte Berichterstattung zu gewährleisten. Deshalb möchte ich Ihnen anbieten, gemeinsam mit dem Verantwortlichen der Redaktion zu einem Besuch zu Ihnen zu kommen, gemeinsam über unsere und Ihre Arbeit zu sprechen und bei der Gelegenheit Missverständnisse und Unstimmigkeiten aus dem Weg räumen.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Montag
Stellv. Leiter
HR Information und Innovation
MDR-Chefredaktion
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